Sonntag, 17. November 2013

KCG - Glauben und Leben

Von der Sehnsucht den Glauben im Alltag bewusster zu leben

 

In einer aktiven und engagierten Pfarrgemeinde zu leben bedeutet immer, dass es viele Möglichkeiten gibt sich einzubringen. Chöre, Frauen- oder Männergruppen, Mitarbeit im Pfarrgemeinderat oder in verschiedenen Ausschüssen, aber auch die Beteiligung an Projekten, besonderen Veranstaltungen oder im Rahmen derSakramentenkatechese.

In St. Jakob in Friedberg haben wir eine sehr aktive Pfarrgemeinde und damit verbunden auch ein sehr breites liturgisches und pastorales Angebot. Im Hinblick auf die Veränderungen im pastoralen Raum und die Tatsache, dass die Gemeinschaft der Pallottiner als Seelsorger der Pfarrgemeinde ebenfalls im Umbruch ist, entschied  sich das Seelsorgeteam vor mehr als drei Jahren dafür, ein Gemeindeforum anzubieten, in dem die Idee der kleinen christlichen Gemeinschaften vorgestellt werden sollte. Der Abend sollte Perspektiven eröffnen, war jedoch im Ergebnis völlig offen angelegt.

 

Da dieser Abend auf großes Interesse stieß und sich in der Folge mehr als zehn Interessierte trafengründeten sich in der Pfarrei  St. Jakob dann drei feste KCG Gruppen.

Im Folgenden soll am Beispiel einer der drei Gruppen aufgezeigt werden was es bedeuten kann, als kleine christliche Gemeinschaft miteinander den Glauben zu leben.

Dabei sollen einzelne Schlagworte den grundsätzlichen Weg skizzieren, den wir miteinander gegangen sind und der sich nicht als Modell oder Idealweg versteht, sondern als der Weg unserer Kleinen christlichen Gemeinschaft, in ihrer ganz individuellen Situation.

 

Sehnsucht

Am Anfang unseres Weges stand die Sehnsucht danach, den Glauben im Alltag bewusster zu leben und zwischen Arbeit, Familie, ehrenamtlichem Engagement und Hobbies dem Wort Gottes einen bewussten Platz zu geben. Diese Sehnsucht wurde auch von unseren Seelsorgern wahrgenommen und fand im Gemeindeforum bereits eine erste Antwort, denn wir erfuhren, dass man dieses Anliegen wahr- und ernstnahm. Nach der Vorstellung der KCG Idee bildete sich also eine erste Gruppe.

 

Gleichgesinnte

Die Suche nach Gleichgesinnten orientierte sich in unserer Gruppe zunächst danach, wer vor Ort, sprich in unserem Ortsteil von Friedberg, Interesse an einer KCG Gruppe hätte. Und das waren zunächst drei Personen und ganz nach dem Motto „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind,…“ begannen wir.

 

Sich finden

Rein personell hatten wir uns schnell gefunden, aber dann ging es darum, sich auch im Hinblick auf den Zeitpunkt und Ort, die zeitliche Gestaltung und den Ablauf unserer Treffen zu einigen. Aufgrund der familiären Situation hat sich bald eine Termin am späten Abend, mit einem festen Ort im Haus einer Familie herauskristallisiert. Zeitlich dauern die Treffen immer etwa eineinhalb Stunden, wobei uns hierbei das Gebet und gemeinsames Singen als fester Rahmen sehr wichtig sind.

Sich finden war und bleibt aber bis heute eine Herausforderung, zum einen im Umgang mit der Unterschiedlichkeit der Menschen in unserer Gruppe, die inzwischen auf neun Mitglieder in einem Altersspektrum zwischen 25 und 60 Jahren angewachsen ist. Zum anderen galt und gilt es immer wieder Menschen in unserem Umfeld anzusprechen und von unseren Erfahrungen zu erzählen, damit die Gruppe offen ist und sich von neuen Interessierten finden lässt.

Wir haben dabei festgestellt, dass weder Flyer noch Werbung auf der Homepage der Pfarrei hilfreich sind, sondern nur das persönliche Ansprechen von Menschen und das Erzählen.

 

Losgehen

In kleiner Besetzung machten wir uns also auf den Weg, immer auch in dem Bewusstsein, dass es miteinander zu überlegen gilt, was unser besonderer Auftrag und unser Profil als KCG Gruppe,auch im Hinblick auf die Gesamtgemeinde, sein könnte. Dazu galt es zunächst einmal in die Tiefe zu gehen, also wirklich auf Gott zu hören und zu erspüren, was es bedeuten kann, den Glauben im Alltag zu leben.

Im Vertrauen darauf, dass sich dies nach und nach erkennbar zeigen würde, trafen wir uns und teilten das Wort miteinander, fanden weitere Interessierte und im Herbst vor drei Jahrenentschlossen wir uns, in unserer kleinen Filialkirche erstmalsFamiliengottesdienst zum Erntedank zu gestalten. Die Kirche ist normalerweise nur am Mittwochabend für eine Eucharistiefeier geöffnet und so war dieser Gottesdienst an einem Samstag etwas ganz besonderes und eine Gruppe von Kindern gestaltete die Feier musikalisch, der Erntedankaltar entstand vor dem Gottesdienst, weil jeder etwas mitbrachte und den Abschluss bildeten Gespräche und gemeinsames Apfelessen vor der Kirche.

Die Filialkirche als einen Ortes des Gebetes immer wieder zu beleben ist für uns deshalb auch weiterhin ein Anliegen und fand in einem zweiten Familiengottesdienst, einem Angebot am Gründonnerstag und in verschiedenen Abendgebeten seinen Ausdruck.

 

Beim Wort nehmen

Die Idee als Kleine christliche Gemeinschaft den Glauben im Alltag zu leben bedeutet auch, sich im Hinblick auf die biblischen Texte wirklich beim Wort nehmen zu lassen. Wie konkret dies für uns als inzwischen auf sieben Personen gewachsene Gruppe werden kann zeigte sich, als eine Person aus unserer Gruppe schwer erkrankte. Wir alle durften – und wir sehen das wirklich als ein Geschenk – ihn durch die Zeit der Krankheit, bis zu seinem Tod nach zwei Jahren begleiten und gerade seine starke Glaubensüberzeugung, seine Offenheit und sein Gottvertrauen hat unser Zusammensein geprägt und gestärkt in dieser Zeit.

 

Bestärkt im Alltag leben

Die Treffen erleben wir als sehr bestärkend für den Alltag und das Bedürfnis dem Glauben nicht nur im Wort, sondern auch im Gebet mehr Raum zu geben hat uns ermutigt, dass wir seit etwazwei Jahren neben unseren Treffen einmal im Monat ein Abendgebet in der kleinen Filialkirche bei uns organisieren.

Gesang, Gebet, Stille und ein Psalmwort sind der Rahmen für unsere „Zeit mit meinem Gott“ und werden so auch zu einem kleinen Baustein, das liturgische Leben der Gemeinde mit zu bereichern und neu Formen, auch ohne die liturgische Leitung durch einen Priester, zu etablieren.

Als sehr bestärkend erleben wir auch, dass unsere Gruppe aus evangelischen und katholischen Christen besteht. Dies zeigt für uns auch, dass wir auf einem Weg zu gelebter Ökumene im Alltag sind und das Wort uns verbindet.

Wir sehen uns zwischen unseren festen Terminen immer wieder auf der Straße oder in der Kirche, am Arbeitsplatz oder in anderen persönlichen Bezügen und dann fallen einem in solchen Begegnungen nicht selten die Gesprächsthemen des letzten Treffens ein oder ein biblischen Wort ein – mitten im Alltag.

 

So hat die Sehnsucht, den Glauben im Alltag bewusster zu leben, für uns in der KCG-Gruppe eine mögliche Antwort gefunden – wenngleich es noch viele andere Wege und Antworten auf diese Sehnsucht geben kann. Für uns ist die Gruppe jedoch ein fester Bestandteil unseres persönlichen Lebens geworden, der spürbar fehlt, wenn man einmal nicht an den Treffen teilnehmen kann.

 

 

Kristina Roth/Stefanie Fritz