Montag, 4. April 2011

„Wir können in Deutschland viel von den Basisgemeinden lernen“

Adveniat-Mitarbeiter Thomas Wieland begleitet Kontinentaltreffen der kleinen kirchlichen Gemeinschaften in Chile

„Der Gemeinschaftssinn der Basisgemeinden ist der größte Schatz der Völker Lateinamerikas.“ Das hat der chilenische Wirtschaftswissenschaftler Manuel Hidalgo am 31. März 2011 beim kontinentalen Treffen der Basisgemeinden in Santiago de Chile betont. Lateinamerika stehe laut Hidalgo vor fünf wesentlichen Problemen: Noch immer teilten wenige Großunternehmen die Gewinne unter sich auf; Umweltzerstörung und die daraus resultierenden Naturkatastrophen; Gewaltzunahme – insbesondere in den Großstädten; Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher; geringe Anerkennung der Institutionalität. Die Basisgemeinden können nach Aussage des Wirtschaftswissenschaftlers gewichtige Gegenpole zu diesen Tendenzen sein.

Hidalgo hatte im Rahmen eines Treffens der Koordinatoren der Comunidades Eclesiales de Base (CEB) auf Kontinentalebene über die wirtschaftliche Situation Lateinamerikas referiert. 30 Delegierte aus den verschiedenen Ländern Lateinamerikas diskutieren vom 31. März bis 9. April 2011 über das kirchliche und politische Engagement der Basisgemeinden in Lateinamerika und in der Welt. „Erstmals nehmen eine Delegierte aus Asien und ein Delegierter aus Afrika am Treffen teil“, sagte Thomas Wieland, Abteilungsleiter für Projekte bei Adveniat. Dadurch fände eine wichtige transkontinentale Vernetzung statt. „Wir können in Deutschland viel von den Basisgemeinden lernen“, unterstrich Wieland, der das Treffen als Vertreter des Lateinamerikahilfswerks Adveniat begleitet.

Basisgemeinden – Comunidades Eclesiales de Base (CEB) nennen sich in Lateinamerika kleine kirchliche Gemeinschaften, die sich dadurch auszeichnen, dass sie Gottesdienst, Gebet und Geistliches Leben mit gesellschaftlichem Engagement verknüpfen. Die ersten Basisgemeinden entstanden Ende der 1950er Jahre in Brasilien, auch als eine Reaktion auf den Priestermangel. In ländlichen Gemeinden wie in den Armenvierteln der Großstädte begannen Frauen und Männer, sich regelmäßig zum Bibellesen und zum Wortgottesdienst zu versammeln. Schon bald entwickelten sie sich weiter, indem sie sich in der Nachfolge Christi vorrangig den Armen in den eigenen Reihen und in den Nachbarschaften zuwandten, Sozialprojekte aufbauten und gegen die Strukturen der Ungerechtigkeit kämpften. Von den Generalversammlungen der lateinamerikanischen Bischöfe – von der in Medellín (Kolumbien) 1968 bis zur jüngsten 2007 in Aparecida (Brasilien) – wurden die Basisgemeinden anerkannt und ermutigt. Aus der theologischen Reflexion der Praxis der Basisgemeinden ging die Theologie der Befreiung hervor.

Mit freundlichen Grüßen

Carolin Kronenburg
Pressesprecherin
Öffentlichkeitsarbeit/Bildun